A: Erinnerst du dich an Dodo Island?
B: Nein.
A: Das war eine australische oder neuseeländische Kinderserie, ich glaube aus Neuseeland, aus der Hochzeit der Claymation-Serien und Claymation-Filme, die in den späten Neunzigern und frühen Zweitausendern nach dem Erfolg von Wallace und Gromit produziert wurden. In der Qualität haben die sich stark unterschieden, Dodo Island war eine von den billigeren. Ich weiß nicht, ob sie noch irgendwo läuft.
B: Keine Ahnung.
A: Auf einer Insel leben ein Dutzend Dodos, ein oder zwei Pinguine sind auch dabei, und ziemlich viele Muscheln in Pastellfarben, quietschen und sich durch Rutschen auf dem Sand und den Steinen bewegen. Sie waren aber immer nur Zuschauer. Eigentlich waren nur die Dodos und Pinguine wichtig. Es gab, glaube ich, keine übergreifende Handlung. Die einzige Geschichte, an die ich mich erinnere, ist eine, in der der Pinguin fliegen lernen will. Ein paar Dodos unterstützen ihn darin, die anderen wollen ihn davon abbringen. Zum Schluss muss er sich mit den Verhältnissen abfinden und kann nicht fliegen.
B: Je schneller und schlampiger solche Kinderserien produziert wurden, desto reaktionärer wurde ihre Botschaft. Bei den meisten ging es zum Schluss immer nur darum, dass man zusammenhält und sich irgendwie begnügt.
A: Ja, genau. Die ganzen Verhältnisse auf dieser Insel sind erstaunlich kleinbürgerlich. Die Dodos leben teilweise alleine und teilweise in Zweierbeziehungen, glaube ich. Die Handlung ist weg, ich erinnere mich nur noch daran, wie das alles aussah. Die Insel war ein Felsen mitten im Meer, mit porösem, steinigem Grund, wie Bimsstein oder harte Lava um einen erloschenen Vulkan. Die Dodos hatten mehr Textur in ihren gefiederten Körpern als die Pinguine, dafür hatten die Pinguine riesige Schnäbel, größer als die der Dodos, und die Muscheln sahen aus wie kleine, halb aufgespannte Regenschirme mit großen Augen. Die Dodos leben in komplett eingerichteten Höhlen, alles sieht aus, als sei es aus Materialien on der Insel gemacht, die Tische und Stühle sind selbstgebastelt, die Tassen, Teller, alles sieht improvisiert aus. Es gibt nur ein einziges fremdes Objekt im Ganzen, ein ganz absurdes, nämlich die Gioconda, die Mona Lisa, die immer zwischen den Dodos hin und her getauscht wird. Ich glaube, sie wird ganz am Anfang der Serie ans Ufer gespült, und keiner weiß, was damit anzufangen ist. Schließlich benutzen sie das Bild als Tablett. Darauf tragen sie dann die etwas groben, schiefen Tassen und die Teekanne.
B: Die Dodos hatten das Original?
A: Ja, im Dodo-Universum war das wohl im Meer verloren gegangen und bei ihnen gestrandet. Ich denke immer an die Mona Lisa auf Dodo Island, wenn jemand diese Langweilerfrage stellt, ob ein Bild von Van Gogh, das auf dem Ozean treibt, Kunst ist oder nicht.
B: Hat Dodo Island für dich die dumme Frage beantwortet?
A: Nein.
B: Ist die Mona Lisa eigentlich auf Holz gemalt oder auf Leinwand?
A: Leinwand.
B: Dann kann man sie ja gar nicht als Tablett benutzen.
Epilog (optional):
B: Pingu war auch so ein Claymation-Klassiker.
A: Nööt nööt.
B: Nööt nööt.
A: Nööt nööt.
B: Nööt nööt.
A: Nööt nööt.
B: Nööt nööt.
A: Nööt nööt.
B: Nööt nööt.