(für M.E.G., ehemals aktiv in DKP, Kinderhilfe Chile, MSB Spartakus, Türkischem Arbeiter- und Griechischem Kulturverein und Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, zum 1. und 20. Mai)
Mutter, dich hat noch niemand
Als Künstlerin gekannt,
da hast du mit einem Bild des Genossen Uljanow,
Lenin genannt,
Dir ein paar Wochen Brot erscheffelt
Und Gras und Papier fürs Klo
Und deine Genossinnen hängten
Sich den ins Parteibüro,
Der die Theorie der Befreiung der Massen
In die grobe Praxis gedacht,
Und den du auf revoltrotem background
In Acryl auf Leinwand gemacht.
Es hat der Gezeitenzahn böse
An der Leninpartei genagt
Und am End hat ein Findorffer landlord
Sie aus dem Büro gejagt.
Heut gibts kein Parteibüro nimmer
In der Hemmstraße oder Am Wall,
Die KP in HB ist heuer
Gerade noch digital.
Was haben deine Genossen
Mit dem Urgenossen gemacht,
Wo hat man ihn bei dem Auszug
Fachungerecht untergebracht?
Welcher Jeanslederjackenrentner
Hat den Iljitsch privatisiert
Und ihn beim Parteibüroumzug
In die eigene Tasche laviert?
Auf welcher WG-Toilette
Vom Exgenossinnensohn
Hängt heute, Mama, dein Lenin
Für Jurastudenten zum Hohn?
Welcher Profiflohmarkthändler
Aus Düsseldorf oder Freimann
Bietet den Uljanow heute
Als Ostalgiesammlerstück an?
Mutter, hast du selbst am Ende
Das Bild, von der KP bezahlt,
Aus dem office bei Nacht und bei Nebel
Geklaut und übermalt?
Hast die unsanierte Altbau-
Bürotür geknackt
Und den Helden der Arbeiterklasse
Dir untern Mantel gepackt,
Ihn ins Atelier getragen
Und zackzack drüber grundiert
Und den Lenin bis Morgengrauen
In ein Gartenbild transformiert?
Expressiv fünfzig auf fünfzig
Wächst ihm jetzt Blaues im Bart
Und der Einzelne hat sich endlich
Mit Masse und Fläche gepaart.